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DRadio Wissen-Talk: Wer ist Aktivist? Wer ist Journalist?

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 Die Debatte um NSA-Enthüller Glenn Greenwald geht weiter. Die Frage, ob er jetzt Journalist, Aktivist, aktivistischer Journalist oder journalistischer Aktivist ist, was davon in Ordnung ist, ob der Mainstream-Journalismus davon lernen kann oder besser nicht wird seit Tagen heiß diskutiert.

Ich hab hier schon einmal meine Sicht der Dinge dargelegt, bin aber noch nicht mit meinen Gedanken am Ende. Am vergangenen Samstag habe ich mit meinen Kollegen Vera Linz, Juliane Leopold und Falk Lüke auf DRadio Wissen über das schwierige, aber wichtige Thema disktuiert. Die Diskussion war teilweise hitzig, aber immer fair und sehr aufschlussreich und hat geholfen, meine Position klarer zu definieren.

Hier die Diskussion in voller Länge:

Das ganze Streitgespräch hier auch zum Download (rechter Mausklick -> Speichern unter)

Anne Roth hat unser Gespräch auf ihrem Blog kommentiert:

Es gibt beim unabhängigen, oder Bürgerjournalismus, genauso wie bei Blogger_innen wie eben auch im klassischen Journalismus Beiträge mit journalistischer Qualität. Bei allen drei geht nicht im die Form, sondern um den Inhalt: erkenne ich, wann es sich um möglichst sachliche Beschreibungen handelt und wann um Kommentar? Werden mir unterschiedliche Meinungen zum Thema präsentiert? Werden Quellen belegt? Und damit ist Journalismus nicht durch den Ort der Veröffentlichung definiert, sondern durch die Qualität des Textes (Beitrags).

Und zu Glenn Greenwald: der ist in (in der Regel) Journalist, wenn er die Leaks von Edward beschreibt und einordnet. Beim 30C3 war er Aktivist. Es ist ja nicht mal kontrovers, dass er auch früher schon Aktivist war und dann erst Journalist wurde. Warum ist das jetzt plötzlich ein Problem?

Ich hab darauf in den Kommentaren wie folgt geantwortet:

Ich sehe aber die Herausforderung, dass Du mit deinem Versuch, Journalismus über die Qualität zu definieren einen weiteren Definitionsbedarf schaffst. Was ist denn Qualität? In der Regel ist es doch so, dass Qualität oft dem abgesprochen wird, der nicht meiner Meinung ist.

Ich sehe dasselbe Problem mit Journalisten, die auch Aktivisten sind, wie es Journalisten haben, die auch PR im selben Feld machen oder Politiker, die in Aufsichtsräten von Firmen sitzen oder solche Firmen besitzen/führen, deren Geschäftsfelder von ihrer Gesetzgebung betroffen sind bzw profitieren. Es ist ein Interessenskonflikt oder kann einer werden. Und selbst wenn nicht schwebt dieser Vorwurf immer latent im Raum.

Jedoch ist gilt für Greenwald – zu diesem Schluss bin ich mittlerweile gekommen – in meinen Augen hier eine Ausnahme. Denn so einfach ist die Trennung in seinem Fall nicht. Wir alle, auch er, sind von seinen Enthüllungen betroffen. Als Journalisten, als Bürger.

Günter Hack kommentiert daher auf Zeit Online:

Journalisten müssen ob der NSA-Enthüllungen selbst in den Kampf ziehen – und Enthüller Glenn Greenwald kann jeglichen Schutz brauchen, den der Rechtsstaat noch bietet.


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